Wo die Säure einen Walzer auf der Zunge tänzelt und trotzdem die Struktur ein Gesamtpaket verspricht.

Am meisten Freude habe ich an Weinen, die mir eine Geschichte erzählen. Die mir zum Beispiel beim Riechen, in der Nase schon zeigen, dass sie extrem facettenreich sind. Mir am Gaumen schildern, dass sie nicht nur primäre Fruchtaromatik mitbringen sondern auch durch sekundäre Aromatik geprägt sind. Wo die Säure einen Walzer auf der Zunge tänzelt und trotzdem die Struktur ein Gesamtpaket verspricht. Wo ich mich gar nicht entscheiden kann, ob ich gerade den Höhepunkt am Zusammenspiel von Frucht, Säure und Struktur erlebe oder ob der Abgang das Spektakel finalisiert. Diese Weine sind aber nie Solisten, den das Orchester macht die Musik. Deshalb sind es oft Winzer mit eigener Stilistik, kleine innovative Winzer und Freigeister die mich mit ihren Weinen begeistern.

Grundsätzlich lege ich bei der Weinauswahl großen Wert darauf, Weine und Winzer mit Eigencharakter zu finden. Ich freue mich immer wenn ich neue Weinstile entdecke. Wenn zum Beispiel ein Wachauer Grüner Veltliner atypisch schmeckt oder ein Sauvignon Blanc aus der Steiermark auf einmal nicht diese typische plakative Aromatik hat, sondern filigran und karg schmeckt also eigentlich die Loire Stilistik präsentiert, denn dann hatte der Winzer wahrscheinlich oder vielleicht den Gedanken, den Boden der Rebstöcke in den Focus zu nehmen oder oder oder...

Für mich ist es immer eine große Freude Weine zu verkosten die Eigencharakter mitbringen. Das heißt, dass ich mich freue, wenn nicht jeder Jahrgang gleich schmeckt! Wie soll auch ein Grüner Veltliner aus einem sehr warmen, trockenen Jahr, wie zum Beispiel 2018, die selbe Stilistik entwickeln, wie aus einem kühlen und feuchtem Jahr, beispielsweise 2014. Genau das ist doch das schöne – jedes Jahr aufs neue haben die Winzer und auch wir als Konsumenten die Chance, die Traube in den Focus zu stellen und herauszufinden welche Meisterwerke sich dieses Jahr wieder neu präsentieren und von der Natur neu geprägt werden.  

Genau diese Freude an Neuem würde ich gerne in der Weinkarte in der Poststube wiederspiegeln. Es befinden sich nur Weine auf der Karte, welche mich gerade neu begeistern und ich neu entdeckt habe, welche ich selber gerne trinke, und welche für mich eine wichtige Rolle spielen. Ob diese Weine klassisch, naturvergoren oder maischevergoren sind spielt für mich keine Rolle. Natürlich sind Orangeweine nicht immer die zugänglichsten, aber genau das, ist das Spannende – nämliche die Facetten der Weine zu entdecken, beobachten wie sie sich teilweise minütlich verändern, meinen Gaumen neu herausfordern. An anderen Abenden will ich einfach nur Wein genießen ohne darüber nachzudenken – an diesen Abenden greife ich gerne zu frischen, eleganten und leichten Weinen. Für mich gibt es aber allgemein keine do´s and dont´s. 

Jung frisch fruchtig oder doch cremig, schwer, internsiv – je nach Stimmung, Anlass und Gesellschaft.

Kurz gesagtz zur Karte: Hauptaugenmerk liegt auf den österreichischen Weinen, wobei natürlich auch Schmankerl aus Italien, Spanien, Frankreich und Deutschland nicht fehlen dürfen. Nicht zu vergessen, dass unsere Poststube 1327 ja auch Historie zu K&K Zeiten mitbringt und auch diese Gegend möchte ich auf der Weinkarte nicht missen. Weine aus den K&K Ländern sind oftmals unterschätzt und weltweit viel zu selten gesehen. Genau deswegen ist es mir ein Anliegen, ein kleines aber fein selektiertes Sortiment von Winzern aus der K&K Gegend zu präsentieren.

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